oder
Das ist Grün.
Neulich in der Sonne – das ist noch nicht so oft vorgekommen diesen Frühling, dass man das sagen konnte.
Jedenfalls neulich in der Sonne, da saß ich auf der kleinen Bank vor dem kleinen Laden, ließ mir selbige (also die Sonne jetzt, nicht die Bank) auf die Nase scheinen, da ergab sich…
…das süßeste, goldigste, herzigste und grandioseste (Geht grandiosest? Darf man das sagen?) Gespräch, zwischen mir und zwei jungen Damen von etwa vier und fünf Jahren.
Zum besseren Verständnis: Die Fräuleinwunder waren mit je einer tropfenden und triefenden Eistüte ausgestattet, von denen eine durch ihren kreischend killerneonblauen, die andere durch einen gruslig-giftigen grünen Inhalt bestechen konnte. Dementsprechend farbenfroh eingesaut waren die beiden Mädels (im Folgenden Fräulein Blau und Fräulein Grün genannt) auch.
Ach ja, gelegentlich durfte sich sogar ihre anwesende Mama äußern.
“Haaaallooooo!”, tönt es schmatzend und irgendwie schlürfend neben mir. “Hallo! Du bist die Frau von dem Bücherladen!”, echot es recht bestimmt.
Ich blicke von meinem Buch auf, die beiden oben beschriebenen Fräuleins haben sich vor mir aufgebaut und grinsen mich über ihre Gigantoeistüten hinweg an. Ein paar Meter hinter ihnen steht ihre Mutter und nickt mir – irgendwo zwischen Erschöpfung und Verlegenheit schwankend – zu.
“Hallo ihr,” antworte ich, “ja genau, ich bin die Frau vom Buchladen.”
“Mama, das ist die Frau von dem Bücherladen!”, verkündet Fräulein Grün, und Fräulein Blau ergänzt:”Genau! Von dem Laden mit dem Schlafbärchen!”
Mama versucht etwas zu sagen: “Ja, ich weiß doch…”, da fällt Fräulein Blau ihr ins Wort und über mich her: “Wo ist das Schlafbärchen? Das war da, jetzt ist es weg!”
Schlafbärchen? Was ist ein Schlafbärchen?
“Öh, Schlafbärchen?”, frage ich.
“Im Fenster! Da war das Schlafbärchen!”, bekräftigt Fräulein Blau nochmals.
“Das Schlafbärchen und die Schafe und das Bettchen und der Mond…”, setzt Fräulein Grün hinzu.
Okay, so werd ich schlau aus der Sache, sie meinen den kleinen Teddybären, der in der vorherigen Schaufensterdeko in einem Puppenbett lag.
“Hm, nee, der ist leider nicht mehr da, den hab ich in den Laden geräumt.”
“Oh Mama, gehen wir in den Laden rein?”, bettelt Fräulein Grün. “Mama, ich will das Schlafbärchen besuchen!” Sie wendet sich an mich: “Darf ich das Schlafbärchen besuchen bitte?”
Ich möchte ja eigentlich zustimmen, doch die Stimme der Vernunft spricht durch die Mama: “Nee, ein anderes Mal gerne, aber jetzt mit dem Eis echt nicht!”
“Aber ich will…”
“Ich hab gesagt, jetzt nicht. Nicht mit dem Eis und so verschmiert und verschwitzt wie ihr seid!”
Fräulein Blau ist ein wenig einsichtiger und erklärt:”Wir waren nämlich schon bei der Oma uuund gaaanz lange auf dem Spielplatz uuund…”
“Und jetzt haben wir ein Eis gekriegt!”, quietscht Fräulin Grün dazwischen.
Ich amüsiere mich ziemlich. “Ich seh’s, tolles Eis habt ihr da! Was ist das denn?”
“Ich hab Blau,”, informiert mich die Größere.
“Das ist Grün,” erklärt mir – ja, richtig geraten – Fräulein Grün.
Nun ja, wer blöde fragt…
“Aha. (verlegene Pause). Und nach was schmeckt das?”, frage ich vorsichtig. Ich trau mich nicht, zu fragen, WIE das schmeckt. Vermutlich hätte ich bestenfalls “gut”, im peinlichsten Fall “grün” als Antwort bekommen.
“Mama, nach was schmeckt das?” Die Mama beugt sich zu der Kleinen, flüstert ihr etwas zu. “Wamasta!”, bekomme ich daraufhin strahlend und grüntriefend bekundet.
“Ähm, okay, lecker! Und deins, nach was schmeckt denn dein Eis?”, wende ich mich an Madmoiselle Bleu.
Ein langer, fast verächtlicher Blick trifft mich, dann die Antwort kurz und präzise: “Schlumpf.”
Heiliger Gargamel!
Zwischenzeitlich hat sich Fräulein Grün wohl noch ein paar Gedanken zum Thema Schlafbärchen und Ladenbesuch gemacht. Sie wendet sich zu ihrer Mama, holt tief Luft und platzt heraus: “Mama, wenn ich verspreche, dass ich nicht klebe, dürfen wir dann in den Laden rein?”
Ihr Süßen, die Unterhaltung mit euch war so toll, und dieses abschließende Versprechen… Wenn’s nach mir geht, dürft ihr immer in den Laden kommen. Jederzeit. Selbst wenn ihr kleben solltet.
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